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In den Bergen der
Kopfjäger

Ergänzungen zu Meghalaya




Die megalithischen Steinsetzungen von Meghalaya und ihre Bedeutungen:

Es gibt mehrere Arten von Steinsetzungen, die zur Erinnerung an die verstorbenen Angehörigen vorgenommen werden. Die erste Gruppe sind die besteht in der Regel aus 1-5 m hohen Menhiren, die einen zentral errichteten, höheren Felsen umgeben, den "Onkel-Stein". Dieser ist dem gesellschaftlich wichtigen mütterlich verwandten Onkel der jüngsten Tochter einer Familie gewidmet. Die äußeren Steine symbolisieren die männlichen Angehörigen der Familie. Vor ihnen liegt stets ein Dolmen, die versteinerte Ahnfrau, die die Klan- und auch die Urmutter repräsentiert und als Altar verwendet wird. Die Steingruppe steht somit stellvertretend für die gesamte Sippe und wird darüberhinaus auch mit den mythologischen Urahnen des Khasi-Volkes in Verbindung gebracht und verehrt. Der Stein als das irdische Abbild der Ahnen wird mit dem himmlischen Urbild gleichgesetzt. Früher wurden an den Steinen noch Speiseopfer dargebracht und vor langer Zeit soll dort jährlich ein Mann als Opfer für die Ahnfrau der Sippe geköpft worden sein, um den Nachfahren ein glückliches Überleben zu sichern.

Die zweite Art Steinsetzung ist ähnlich angelegt, aber der väterlichen Familie gewidmet. An den Wegen zu den Klangräbern findet man ebenfalls Steinsetzungen, meist Reihen von je drei 1 m hohen Felsbrocken, vor denen ein flacher Stein liegt. Diese Anordnungen dienen den Totengeistern der mütterlichen Familie als Rastplätze auf dem Weg zum Klangrab. Die vierte Gruppe bilden die Gerichtssteine: ein Monolith findet als Zeuge für einen Friedensschluß oder als "Stein des Eides" Verwendung. Da man glaubt, dass der Geist des Ahnen im Felsen gegenwärtig ist, wird ein hier geleisteter Schwur zu einer heiligen Handlung. Ein Eidbruch käme einer Todsünde gleich.


Mehr aus dem Hause der Syiem Sad:

Da betritt ein junges Mädchen den Raum – sie kommt mir bekannt vor. Mir fällt ein, dass auch sie in dem Zeitschriftenartikel abgebildet war, in dem auch die verstorbene Syiem Sad zu sehen war. Ich hole den Artikel hervor und das Mädchen, das sich als die älteste Tochter der jetzigen Syiem Sad herausstellt, freut sich sehr. Zeigt doch das Bild sie mit einer goldenen Krone auf dem Haupt vor dem Haus tanzend.
"Diese Krone", sagt die Hohepriesterin, "ist mehrere hundert Jahre alt! Nur die jeweils älteste Tochter der Syiem Sad darf sie tragen – es gibt keine andere goldene Krone in ganz Meghalaya. Das wäre ein Frevel! Das Gold belegt ihre Reinheit. Sie muss Jungfrau sein, um am Nongkrem zu tanzen. Es ist immer etwas Besonderes, wenn die älteste Tochter der Syiem Sad tanzt. Denn dies ist nur in der Zeit möglich, wenn sie vielleicht fünf oder sechs Jahre alt ist bis zu dem Tag, an dem sie heiratet. Und dann dauert es wieder Jahre, bis sie eine Tochter gebärt und diese so alt ist, dass sie tanzen kann."
Ich komme mir langsam vor wie in einem Märchen, in dem von goldenen Kronen und heiligen Wunderbäumen, die Erde und Himmel verbinden, die Rede ist – doch dies ist Realität. Dies merke ich, als ich nach dem anderen großen Fest von Meghalaya, dem Shad Suk Mynsiem frage. Dieses, findet auf dem Berg Sophetbeneng statt, auf dem der mythologisch so bedeutsame Baum einst gestanden haben soll: "Darf Ihre Tochter auch am Shad Suk Mynsiem tanzen?"
"Nein, niemals!", braust die Hohepriesterin auf, "dies ist totales Tabu! Unsere Tochter darf nur hier tanzen!"
"Warum nicht?", frage ich vorsichtig.
"Feindliches Blut", kommt die knappe Antwort.
"Eine alte Klanfehde...", wirft Balajied ein und will weiter sprechen, schweigt aber sofort, als seine Schwester wieder ansetzt: "Unsere Gesellschaft hat soooo viele Tabus!" Sie wirkt dabei leicht überfordert, als könne sie selber nicht übersehen, wie viele es sind.
"Die Briten," fällt mir ein, "sagten von Ihrer Gesellschaft, dass sie fast nur aus Tabus bestünde. Sie hätten noch nie ein Volk mit derart vielen Ge- und Verboten angetroffen."
"Das weiß ich nicht", antwortet die Syiem Sad, "viele Völker Nordost-Indiens haben eine Menge an Verboten. Aber vor allem unsere königliche Familie muss sich an viele Tabus halten."
"Welcher Art sind diese Tabus", fragt Aglaja.
"Nun, vor allem Tabus in Bezug auf die Partnerwahl."

"Heißt das, dass in ihrer Familie nur innerhalb des eigenen Klans geheiratet wird?", fragt sie und fügt, als sie der sichtbaren Empörung im Gesicht der Hohepriesterin gewahr wird, hinzu: "wie dies auch unter den königlichen Familien der ägyptischen Pharaonen üblich war?"
Dies beruhigt die Syiem Sad ein wenig und sie lässt sich auf die Frage ein: "Nein, bei uns ist die Klan-Exogamie noch strenger. Wir dürfen noch nicht einmal, wie dies bei anderen Klans durchaus üblich ist, die Kinder unserer mütterlichen Brüder bzw. väterlichen Schwestern heiraten."
Dass sie ausgerechnet diese Kreuzkusinen-Heirat genannte Form der Ehe anspricht, verwundert nun uns wiederum, da dies in unserer Gesellschaft weiß Gott nicht mehr üblich ist. Aus dieser Aussage spricht jedoch das alte Klan-Empfinden, dem auch die von Balajied genannte "Besuchsehe" entsprungen sein dürfte. Also scheint die Syiem Sad doch zu vermissen, dass ihre Familie nicht innerhalb der sozusagen "genetisch unbedenklichen" Verwandtschaft nach Partnern auswählen darf.
"Es ist enorm wichtig, nicht nur in unserer Familie, sondern bei allen Khasi und Jaintia, dass wir über unsere Abstammungslinie Bescheid wissen. Inzest darf auf keinen Fall passieren!" stellt die Syiem Sad energisch fest.
"Was passiert sonst", will Aglaja wissen.
"Inzest bedeutet Ausschluss aus dem Klan mit allen Konsequenzen"
"Die wären?", frage ich.
"Verstoß aus der Gemeinschaft und sogar Verweigerung der Beisetzung im Muttergrab. Also ewige Verdammnis, denn noch nicht einmal die Seele desjenigen, der den Inzest begannen hat, wird je Ruhe finden, da sie nicht zu Mutter Erde zurückkehren kann!"







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