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In den Bergen der
Kopfjäger Ergänzungen zu Tripura |
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Zu den Felsbildern von Unakoti: In den Darstellungen von Unakoti offenbart sich eine erstaunliche Nähe zur mittelalterlichen Khmer-Kunst Kambodschas. Diese kam möglicherweise über die Arakan-Berge, das nördliche Burma, Manipur, Ahom und Cachar bis hierher. Dafür sprechen z.B. deren große Dheri-Ohrringe, die in der indischen Kunst vollkommen unbekannt, jedoch für einige Gruppen der Urbevölkerung Tripuras typisch sind. Außerdem sind die Augen der in Stein gehauenen Gesichter meist mandelförmig (vielleicht in Anlehnung an die eigenen Züge der Künstler). Auf die Darstellung von Augenbrauen wurde fast immer verzichtet und die Münder sind oft nur schmal geöffnete Schlitze, in denen einfache Vertikallinien als Zähne zum Vorschein kommen. Neben der Herkunftsbestimmung und ethnischen Zuweisung der Kunstwerke bereitet die Interpretation der Darstellungen von Unakoti einige Schwierigkeiten: Wenn es stimmen sollte, dass die dargestellten Themen der Hindu-Mythologie entstammen und die Personen Hindu-Götter wie Shiva oder Vishnu repräsentieren, so wird hier erneut der völlig unorthodoxe Zugang der ausführenden Stammeskünstler zu den sogenannten Hochreligionen deutlich. Gerade die einer frühen Periode zugeschriebenen Götterbildnisse Tripura hat noch eine weitere Felskunstanlage aufzuweisen Devtamura, den "Gipfel der Götter". Oberhalb des Flusses Gomati im Distrikt Amarpura, in dem sich der berühmte indische Poet Rabindranath Tagore zuweilen für längere Zeit aufhielt, liegt das Relief. Bis zu 12 m hohe, mittlerweile stark verwitterte Götterfiguren des hinduistischen Pantheons wahrscheinlich aus dem 17. Jh. sind zu sehen. Devtamura erinnert ein wenig an buddhistische Felsheiligtümer entlang des Irrawaddy in Burma. Mit dem grandiosen Eindruck Unakotis kann sich aber nicht messen. Von ästhetisch hervorragender Qualität und kunsthistorisch wichtig sind dafür die archäologischen Funde, die man im Süden des Landes, in der Region Pilak gefunden hat. Die hunderten in der Region verstreuten und längst noch nicht vollständig ausgegrabenen bzw. geborgenen Götterfiguren sind im Stil der späten Gupta-Periode zuzuordnen und gehen auf das 8. Jh. zurück. Bücher indischer Forschungsinstitute...: Aglaja sind indische Bücher ob ihrer meist katastrophalen Druck- und Bindequalität ein Greuel ich für meinen Teil liebe sie! Jeder Staat Nordost-Indiens hat in der einen oder anderen Form ein Institut zur Erforschung der eigenen Kulturen eingerichtet und gibt in regelmäßigen Abständen Bücher und Zeitschriften heraus leider, da das Geld immer knapp ist, nur in mäßiger bis schlechter Qualität. Das Papier ist im feuchten Klima Nordost-Indiens trotz Übelkeit erzeugender Imprägnierung meist spätestens nach einem Jahr vom Holzwurm zerfressen, der Druck ist derart, dass vor allem die natürlich nur schwarzweißen Fotos meist kaum zu entziffern sind. Doch gerade das gefiel mir immer an diesen Büchern, suggerierte dies nicht zuletzt etwas sehr Geheimnisvolles. Man konnte nur erahnen, was diese Fotos darstellen sollten, und es schien, als handele es sich bei dem Gezeigten aber nicht zu Erkennenden um Kulturen, die irgendwo in den Nebeln der Zeit verborgen lebten und nur darauf warteten, entdeckt zu werden! Auf jeden Fall förderten diese Bücher mein Interesse und meine Faszination an den in ihnen beschriebenen Thematiken und weckten meinen Wunsch, "für mich selbst zu sehen und zu lernen". Im Mogh-Dorf Rupaichari: Der zweite Tanz, den die Mädchen und Jungen Rupaicharis vorführen, heißt Owa und sein Inhalt ist "neckischer Natur". Bezeichnenderweise kommen zu diesem Zweck die Jungen auf die Tanzfläche ein in Nordost-Indien seltener Anblick, wo die meisten Tänze getrennt nach Geschlechtern aufgeführt werden. Owa bezeichnet das Ende einer viermonatigen Tabuperiode. Die Abstinenz ist vor allem geschlechtlicher aber auch kulinarischer Art. Die Mogh absolvieren sie in der Regenzeit zwischen Juli und Oktober. Sie gedenken damit des Sangha, der Mönchsgemeinschaft, und solidarisieren sich so auf symbolische Weise mit den Bemühungen der Mönche, Erleuchtung zu erlangen. Diese hat in der Auffassung der Buddhisten immer auch einen gemeinschaftlichen Nutzen. Der Tanz quillt über vor verhaltenen Anzüglichkeiten, schmachtenden Blicken der Jungen und gespielt-verschüchtertem Ausweichen der Mädchen, bleibt aber stets graziös und von anmutig-zeitloser Ästhetik. Der Buddhismus hat es wieder einmal auf den Punkt gebracht mit seiner Lehre des mittleren Weges, denke ich mir: Wo ernsthaft durchgeführte religiöse Praxis ist, muss auch Raum für Spiel, Freude und Spaß sein. Wie schön diese Menschen uns diese Wahrheit vor Augen führen. |
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